Für Dich bewegen wir uns
Eine S-Bahn fährt aus dem Stammstreckentunnel Richtung Ostbahnhof
Fakten, die bewegen
28.06.2019

Ich geb' Gas! – ein Tag im Leben einer S-Bahn

Fleißige Bienchen – So nennen wir Menschen für gewöhnlich diejenigen, die still im Hintergrund ganz emsig ihre Arbeit verrichten. Aber eigentlich sollten wir sie fleißige S-Bahnen nennen. Eine von ihnen hat uns neulich mal erzählt, was sie eigentlich den ganzen Tag lang in München so treibt. Und so viel sei vorab schon einmal verraten: Das ist weitaus beeindruckender als leckeren Honig zu produzieren …

Good morning!

Puh was 'ne Nacht! Wieder einmal ganz schön kurz … Es ist 4:00 Uhr morgens und – zugegeben - noch bin ich ein wenig müde. Viel Nachtruhe haben wir Münchner S-Bahnen nicht. In unserer größten Unterkunft, dem Werk Steinhausen unweit vom Ostbahnhof, ist es fast immer so geschäftig wie in einem Bienenstock. Während unsere Fahrgäste friedlich schlafen, werden wir für sie von innen und außen herausgeputzt. Viele Techniker sorgen dafür, dass wir auch wirklich keine Schraube locker haben, wenn's auf große Fahrt geht. Zeit zum Trödeln ist nie.

Berufsverkehr am Morgen = Teamwork auf der Stammstrecke

Gerade in der Rushhour ab 6:30 Uhr geht’s richtig rund. Dann ist Teamwork gefragt! Schließlich arbeite ich jeden Tag mit über 200 anderen Münchner S-Bahnen zusammen. Unsere Fahrpläne sind so eng getaktet, dass uns nur etwa 30 Sekunden Haltezeit an jeder Station in der Stammstrecke bleiben. Zum Glück unterstützen uns dabei die Einstiegslotsen, indem sie unseren Fahrgästen den schnellsten Weg zeigen. Ich freue mich, denn jetzt geht es gleich in die Stammstrecke, das ist immer spannend. Die mag ich am liebsten, weil ich da so viele neue Fahrgäste kennenlerne. Dann überlege ich mir: Was die wohl vorhaben? Wo steigen sie aus? ... Oh, da kommt auch schon mein erster Lokführer für heute. Fahrhebel nach vorne – hui, das kribbelt immer so schön! – und los geht’s!

Lunchtime – ohne Pause, die Sekunden im Blick

So, ab mittags kann ich zumindest wieder etwas durchatmen. Die meisten Gäste habe ich nun sicher zur Arbeit gebracht. Jetzt kümmere ich mich vor allem darum, dass die Münchner entspannt Besorgungen in der City machen können und vernetze Touristen, Ausflügler oder Schulklassen aus München mit dem schönen Umland und den herrlichen Seen – Das ist immer ein toller Ausblick auf die Berge, sag ich Euch! Wie jeder gute Gastgeber möchte ich, dass sich meine Fahrgäste wohlfühlen. Das ist als Maschine manchmal ganz schön schwierig … Aber Gott sei Dank gibt es viele tolle Menschen, die ihren Job bei der S-Bahn München ebenso gerne machen, wie ich. Seit neuestem helfen uns sogar die Fahrgäste dabei, dass ich und meine langen Kollegen immer schön sauber bleiben. Sie können per WhatsApp unserem Reinigungsservice Bescheid geben, wenn in einem Abteil mal nachträglich Hand angelegt werden muss. 

Am Nachmittag: von wegen Durchatmen!

Jetzt wird’s brenzlig! Schulschluss. Ein Mädchen blockiert die Tür, damit die Freundin noch einsteigen kann. Versteh ich natürlich total … Aber ich hab‘ absolut keine Zeit für sowas! Es sind nur ein paar Sekunden, aber die Verzögerung reicht, um mich und meine Kollegen völlig aus der Bahn zu werfen. Und dafür zu sorgen, dass viele unserer Fahrgäste spät dran sind. Die Bahn, die nach mir kommt muss warten, die darauffolgende ebenso … ein Rattenschwanz an Sekunden, der immer länger wird. Warum wir Münchner S-Bahnen es mit der minutiösen Planung so genau nehmen? Weil wir es sonst einfach nicht schaffen würden, alle unsere lieben Fahrgäste zu bedienen – täglich sind es bis zu 840.000 Menschen. So, genug gequatscht! Jetzt geb' ich alles … Irgendwie muss ich die Sekunden wieder reinholen!

Gegen Abend: Endspurt!

Ab 16:30 Uhr heißt es noch einmal Vollgas geben, damit meine Fahrgäste pünktlich in den wohlverdienten Feierabend kommen. Müde bin ich danach zwar schon, aber auch ein bisschen stolz: Rund 6.000 Menschen habe ich heute von A nach B gebracht – ich ganz alleine. Naja, nicht ganz alleine … Immerhin haben mich heute über den Tag so einige Lokführer gesteuert. Zusammen haben wir rund 1.500 Kilometer zurückgelegt – das ist wie einmal nach Hamburg und zurück. An nur einem Tag! Heute Abend habe ich Glück: Viele andere Kollegen müssen an den Außenbahnhöfen übernachten und kommen erst in mehreren Tagen wieder heim ins Werk Steinhausen.

Nachtruhe – Ein kurzes Vergnügen

Ich darf gegen 22:00 Uhr einrücken und ein bisschen Zuhause-Luft schnuppern. Ach, da sind auch ein paar der neuen Kollegen! Blutjung und hübsch sehen sie aus, so frisch modernisiert. Ich muss schon sagen: Als noch nicht redesignte Bahn bin ich echt beeindruckt, was die Neue so kann mit der modernen Technik an Board. Jetzt aber: Feierabend im Bienenstock! Heißt: Technik runterfahren, geputzt und gewartet werden. Aber lange ist das Betriebssystem nicht auf Ruhemodus. Denn ab 4:00 Uhr geht’s schon wieder weiter. Es gibt viel zu tun! Aber was sag ich?! Das kennt ihr fleißigen Münchner ja …